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- Philipp Ludewig

Startup-weekend

Alle zwei Jahre finden sich an einem Wochenende im Oktober 40 bis 60 Personen in den Räumlichkeiten der Hochschule Bremerhaven ein, um Ideen auszutauschen und gemeinsam in kleinen Gruppen an diesen welchen zu arbeiten. Über 54 Stunden hat jedes Team Zeit, ihre Idee auszuarbeiten, um es dann am Sonntagabend vor einer Jury, innerhalb von 3 Minuten zu präsentieren. Im Neusprech heißt sowas ja „pitchen“, aber das soll nur am Rande erwähnt sein. Lasst uns gemeinsam das Wochenende noch einmal Revue passieren.

Als Jonas Niedergesäß mich vor ein paar Wochen fragte, ob ich nicht Interesse hätte am Startup Weekend teilzunehmen, hatte ich keine Idee warum ich das tun sollte. Unsere darauffolgende Diskussion über das für und wider einer Teilnahme, brachte auch kein Ergebnis. Das Kredo jedoch war „Du wirst irgendetwas lernen“. Als ich nun am 19.10 (Do) meine Kalendertermine mit den Veranstaltungen auf Facebook abglich, viel mir eine Einladung eines Freundes zum Startup Weekend auf und damit das Datum. Mein erster Gedanke lautete in etwa: „Fuck, wieso ist das denn dieses Wochenende? Ich wollte ein Wochenende mal nichts tun!“. Ich haderte mit mir selbst und kaufte schlussendlich doch ein Ticket. Nicht weil ich so scharf darauf war eine Idee zu „pitchen“ sondern aus meiner Neugierde auf neues Wissen und Erfahrungen. Denn ich dachte mir: „Irgendwas wirst du schon lernen“.

Am Freitagabend ging es dann so gegen 18 Uhr los. Ich wie immer mit meiner Todesfalle von Fahrrad unterwegs, kam überpünktlich an. Das heißt bei mir dann 10 Minuten bevor das Programm losgeht. Achja das hatte ich noch gar nicht gesagt, aber das Startup Weekend fand im Fährhaus(makerspace-am-meer) statt. Oben hatten sich schon die meisten eingefunden und ich entdeckte viele bekannte Gesichter. Als das Programm startete, begrüßte der Moderator des Wochenendes Ümit Konuray alle Anwesenden und kam nach einer kleinen Teambuildingsmaßnahme zum Thema des Abends: Ideen „pitchen“. Merken schon das mit dem Neusprech kann ich. Über 37 Ideen wurden vorgetragen und auch ich präsentierte meine Idee des Universalübersetzers a.k.a

Sind wir nicht alle „Bags of mostly water“? Jeder der eine Idee vortrug, durfte diese auf einem Plakat verewigen. Nachdem sämtliche Ideen vorgetragen waren, begann die Bewertungsrunde, wofür jeder der Anwesenden vier Post-IT Zettel bekam. Meine Idee bekam nur 6 Post-ITs und ich war damit am unteren Ende der Bewertungskette. Das störte mich jedoch herzlich wenig, da ich diese Idee eh nicht umsetzen wollte und konnte. Die übrig gebliebenen Teams, welche über die 6 Bewertungszettel kamen, konnten nun nach weiteren Teammitgliedern suchen. Ich war ohne Team und damit sehr begehrt bei den verbliebenen 10 Teams. Ich dachte darüber nach bei einem Team mitzumachen, welche eine Karte von allen verwendeten Samen in der Agrar-Wirtschaft erstellen wollte. Bei dieser Idee viel es mir jedoch schwer, mir vorzustellen woher das Geld dafür kommen sollte. Ein anderes Team wollte die Idee und die Marketingstrategie um die „Urinella“ neu erfinden. Ich muss gestehen die „Urinella“ an sich fand ich in dem Moment schon abschreckend genug und das Team brauchte nur einen Webfuzzi. Ich wollte jedoch mehr. Als alle ihre Ideen vorstellten, war auch ein Mann darunter der seine Idee sehr konfus präsentiert hatte und schon nach wenigen Sekunden fertig war. Er verwendete jedoch die für mich korrekten Codewörter: API, REST, und Rails. Da war es mir egal, dass es irgendwie auch um Logistik ging. Ich fand ihn im Gespräch mit Stefan Kaschner als er schon im Begriff war zu gehen. Interessant ist zu erwähnen, dass wir zum Start im Team alle Informatiker waren. Ok einer war ein Wirtschaftsinformatiker aber hey jeder bemüht sich auf seine Weise. Hinzu kam dann noch glücklicher Weise Ann-Maria, welche ich schon durch das Volleyballtraining kannte und wenig später noch Maria, eine Organisatorin des Startup Weekends in Hamburg. Honorable Mentions:

  • Lichtheilungspraxis (Ehrlich WTF, daran glaubt wirklich jemand?)
  • Swap Dimension ( 2 Informatiker programmieren ein Schach ähnliches Hearthstone)
  • Der lautlose Kaffeeautomat (Klingt erst mal interessant auch für mich als Kaffeabstinent)
  • Der ich bring dir deine Brote nach Hause Service
  • Die bereits gescheitere Soundcloud nochmal
  • Parkini a.k.a ich vermiete Parkplätze die mir nicht gehören
  • Der Co-Working-Space/Leder Laden

Andere Ideen die ich vergessen habe zu erwähnen, waren dann auch nicht so erwähnenswert. Der erste Abend ging dann schon mal bis 2 Uhr morgens indem die Idee schon einmal grob umrissen wurde. Am Samstag kamen dann die Coaches und besuchten jedes Team. Ein Coach ist jemand, der selbst schon ein erfolgreiches Startup gegründet oder mehrere Unternehmen leitet. Jeder dieser Personen konnte sich für ein Team entscheiden, dass er besuchen und damit unterstützen wollte. Unser erster Besucher war Rainer June, welcher sichtlich begeisterter von unserer Idee wurde, um so mehr wir ihm darüber erzählten. Den die Funktionalität unserer Idee betrifft Herrn June in seinem Arbeitsumfeld. Wenn die Plattform schon existieren würde, hätten wir unseren ersten Kunden gehabt. Jeder weiterer Coach half uns die Idee weiter zu formen und zu verbessern, sodass wir auch am Samstagabend ebenfalls sehr spät unsere Arbeit beendeten. Am Sonntag ging es nur darum die PowerPoint für die Präsentation vorzubereiten. Das ist nicht so meine Stärke, also befasste ich mich mit dem Coaching von Patrick, dem Schöpfer der Idee. Den Patrick konnte bis dato nicht so gut vor Leuten sprechen. Nach ein paar Stunden mit mir, ging es dafür um so leichter. Der Tag verging wie im Flug und schon saßen wir gemeinsam mit allen anderen Teams zusammen und lauschten den Präsentationen unserer Konkurrenz. Die Juroren stellten stets Fragen die die Teams ins Schwitzen brachte. Auch wir bekamen eine Frage wie diese: „Wie wir eine unkontrollierte Preissenkungsspirale aufhalten würden, welche aus der folgenden Transparenz des Marktes entstehen würde“. Wir konnten diese Frage nicht beantworten, da wir keine Antwort zu dem Zeitpunkt hatten. Jetzt ist das anders. Die Gewinner des Abends waren:

  • Local Hero: Co•pier
  • Social Impact: Unused Talents
  • Best Design: Silent Coffee
  • Best Pitch: flax
  • Overall Winner: CarrierLand

Alles in allem stellt sich immer noch die Frage: „War es das Wert?“. Meiner geschätzten Meinung nach war es das, jedoch nur weil es Entwicklern wie mir die Möglichkeit gibt an Greenfield-Projekten zu arbeiten. Ich hatte Spaß die Idee zu verfeinern, Probleme zu finden und deren Lösungen zu definieren. Was ich gelernt habe lässt sich sehr leicht zusammenfassen: Wenn ihr einen Prototypen einer App oder Webseite erstellten möchtest, dann benutzt proto.io und AdobeXD anstatt Balsamiq-Mockup. Ich hätte mehr Networking betreiben und noch mehr potenzielle Kunden auf unser Team aufmerksam machen können. Ich bin jedoch mit meiner Rolle als Entwickler zufrieden. Jetzt bin ich gespannt was das Team in den kommenden Wochen und Monaten gemeinsam leisten wird.

Das Team um Carrierland, von links nach rechts:Stefan, Ann-Maria, Moi, Maria, Patrick Das Team um Carrierland, von links nach rechts: Stefan, Ann-Maria, Moi, Maria, Patrick