Euch allen ein Frohes Neues.
Die zweite Woche des neuen Jahres hat begonnen und ich bekämpfe immer noch meine erste Erkältung diesen Jahres. Ein guter Zeitpunkt sich den vergangenen Kongress 34C3 ins Gedächtnis zurückzuholen. Aus einem glücklichen Zufall bekam ich vor Monaten, von einem ehemaligen Arbeitskollegen, einen Link zugespielt, durch diesen ich mir im Vorverkauf eine Karte für den Kongress in Leipzig sichern konnte. Dadurch dass der Kongress dieses Jahr in Leipzig stattfand, konnte ich überhaupt erst teilnehmen. Hamburg war mir sonst immer viel zu weit entfernt für Weihnachtsfeiertage. Umso mehr bin ich froh darüber, dass sich zwei Freunde aus dem Studium mir anschlossen und die weite Reise nach Leipzig aufnahmen.
Ich liebe die Messe in Leipzig, aufgrund ihrer perfekten Anbindung durch öffentliche Verkehrsmittel. Auch die Nerds werden geliebt wie dieser Tweet hier zeigt:
Fahrkartenkontrolleure in der 16 kapitulieren vor nerds, die erstmal Twitter wollen, Esperanto sprechen oder nach Kaffee fragen. Sind nach eine Station einfach wieder ausgestiegen #34c3
— Enno Lenze (@ennolenze) 29. Dezember 2017
Das darf, nein muss ich sogar betonen, der Kongress hatte die gesamte Zeit über ein Feeling von Gemeinschaft und Freundlichkeit. Nur ein einziges Mal habe ich mit erlebt, was Alkohol mit Leuten macht und da wurde sofort richtig reagiert. Jeder passt auf jeden auf. Jeder hat Spaß am Kongress und zeigt das auch. Generell war die Stimmung überall wo ich war sehr gut. Ich möchte an dieser Stelle Fefe zitieren:
Dieses Jahr besonders toll: Ich kam an der Kinderecke (?) vorbei und da hampelten mehrere Dutzend Steppkes rum und hatten Spaß. Dazu kommt noch mindestens ein Dutzend Kleinkinder im Arm oder im Kinderwagen. Für eine (ehemalige?) Tech-Veranstaltung grandios. Ich habe keine Zahlen gesehen, aber auch der Frauenanteil scheint mir nochmal höher als das ohnehin schon hohe Niveau im letzten Jahr zu sein.
Soviel gute Laune auf einem Ort!
Auch Nachts war in der Kinderecke eine Menge los:
Am 26.12 haben sich Hendrik, Rouven und ich uns in unserer Airbnb Wohnung getroffen. An der Nervösität unseres Vermieters, konnte man schon sehen wie viel los war in der Stadt. Alle Anreisenden kamen wohl zum selben Zeitpunkt an und der Vermieter wollte niemanden warten lassen. Wir mussten ihm unter anderem mehrfach versichern, dass wir in der Lage sind die Betten zu beziehen. :D
Nachdem alle Betten bezogen waren, ging es in das Zentrum auf der Suche nach einem Irish Pub. Auf dem Weg dahin fielen uns schon sehr viele Personen auf die ins Spektrum des Kongresses passen könnten. Als wir dann unsere Ziel-Pub betraten merkten wir erst Recht, dass wir uns unter Kongressbesuchern befanden. Für jemanden der noch nie bei einem Kongress des Chaos Computer Clubs dabei war, ist das ein Hochgefühl. Es ist wie auf einem Festival, man ist nur umgeben von Gleichgesinnten.
Am nächsten Tag ging es etwas verkatert, aber mit großer Vorfreude, zur Messe. Neben uns strömten hunderte Besucher das Gelände und wir bekamen recht schnell unsere Bändchen. Im Saal Adam wurde die Eröffnungsrede gehalten und ich war erstmal überwältigt von der Größe der Tribünen. Es passten runde 3500-4000 Personen in den Saal Adam und er war randvoll als es losging. Es gab einen Rückblick auf die Anfänge des CCC und ich wollte ein klein wenig eine parallele zu unserem Makerspace am Meer sehen. Man muss wissen das der CCC damals mit nur 12 Mitgliedern begann und wir mit drei Mitgliedern an den Start gingen. Das Motto des 34C3 wurde ebenfalls vorgestellt: TUWAT wie auch das Symbolbild des Kongresses: ein Phasenprüfer. Eine Anektode dahinter ist, dass der Gründer des CCC immer einen dabei hatte und auf die häufig gestellte Frage warum er den einen dabei hätte immer antwortete: "Na wenn ich mal telefonieren muss".
Nachdem die Eröffnungsrede beendet war hieß es bei uns erstmal: Operation Infrastruktur. Die Anmeldung der DECT-Telefone konnten wir erstmal vergessen, denn die Wartezeit betrug nur 4h. Also wurde erstmal das WLAN eingerichtet und nach einigem hin und her klappte es dann doch mit meiner Ubuntu Distribution und Android Handy. Weiter ging es mit einer Tour durch den Kongress. Das meiste gab es in Saal Clarke zu sehen, worin die meisten Assemblies untergebracht waren. Das sind Gruppen von Makerspaces, Hackerspaces und Vereinen welche auf Kongress einen Tisch haben möchten. Die letzte Anmeldung eines Assemblies gab es am 26.12 um 14.42Uhr. Das weiß man aber nur wenn man den Vortrag der 34C3 Infracrew gesehen hat.
Die Assemblies sind erstaunlich interessant und geben uns neue Ideen für ein paar Projekte im Makerspace. Ein Wand aus Mate-Kästen hat es uns dabei besonders angetan. Bei der nächsten Hochschulparty könnte es also schon eine Wand aus blinkenden Mate-Kästen geben. Man könnte dort zum Beispiel die Texte aus SMS-Nachrichten oder Tweets anzeigen. Der Link zu deren Webpräsenz ist: Mate-Lights
Hier ein paar Bilder zum Saal Clarke und unserer Lieblingsbar 'Uptime Bar':
Außerdem habe es ein Rohrpostsystem das man in der Hochschule auch mal einführen könnte. Hier ein Bild mit einer leuchtenden Rohrpost:
Auf dem Kongress ebenfalls zugegen: Das Nachrichtenmagazin NSMBC (https://nsmbc.news/) . Die haben stündlich eine neue A4 Seite mit Nachrichten und Texten veröffentlicht und auf der Messe verteilt. Die Themen gingen rund um den Kongress aber auch informationstechnische Themen. Für die wenigen Tage wurden die Messehallen in einen kleinen Mikrokosmos verwandelt.
Aber genug von der Messe an sich, die wie ich noch einmal betonen möchte wirklich sehr angenehm war. Lasst mich über die Vorträge und die Workshops reden. Fangen wir am besten bei den Workshops an, von denen ich nur einen mitgemacht habe. Dieser ging über die Organisation von Cryptopartys und war sehr informativ. Hier sind meine Notizen dazu: https://pastebin.com/j3Nacyd2
Am Anfang des Workshops glaubte ich nicht daran, dass ich am Ende schlauer den Raum verlasse als ich ihn betretten hatte aber ich durfte meine Meinung sehr schnell ändern. Es waren nämlich sehr erfolgreiche Organisatoren von Cryptopartys aus Berlin, Russland und Spanien anwesend. Im März werden Rouven und ich nach Berlin fahren um an einer Cryptoparty dort teilzunehmen. Desweiteren besuchten Hendrik und Rouven noch einen Workshop über Wireguard. Das kann ich jeden mal empfehlen sich anzuschauen.
Bevor ich jedoch wirklich etwas über die Vorträge erzähle muss ich noch kurz über Methodisch Inkorrekt berichten, die ja diesmal wieder die Massen aus ihren Betten geholt haben. Als wir nämlich knapp eine halbe Stunde vor Beginn zur Messe kamen konnten wir unseren Augen nicht trauen. Die Schlange an Menschen ging von Saal Adam bis zum Schlafsaal. Für alle die nicht wissen wie lang diese Schlange war hier eine Karte der Messe: http://www.leipziger-messe.de/besucher/barrierefrei/plaene/ Der Saal Adam war links unten und die Schlange geht einmal nach rechts komplett zum anderen Ende der Messe. Start der Veranstaltung war 11.30Uhr und manche standen schon seid 9Uhr dort. Als wir uns anstellten kamen natürlich auch weitere Leute an sodass die Schlange einmal vom Eingang bis zum Ende des Messegeländes und zurück zum Eingang ging. Die Menge an Menschen war krass. Die eigentliche Veranstaltung war noch krasser. Obwohl man bei Methodisch Inkorrekt spannende Experimente, Flammen und gelegentlich Explosionen erwartet gab es diesmal einen Exkurs ähnlich des IgNobelpreis. Zu Beginn gab es erstmal einen selbstgeschnittenen Film zum Umzug des Kongresses nach Leipzig. Die erste Ansage tat schon mal weh: "In Saal 1 geht schon wenig. In Saal Adams geht gefühlt gar nix". Deswegen war diesmal auch der Inhalt eher im Fokus und es gab viel Wissenswertes. Ich will hierbei natürlich nicht zu viel verraten: Hier der Link zum Video. Der krönende Abschluss der Veranstaltung war jedoch der Heiratsantrag von Reinhard Remfort an seine geliebte Freundin. Ich war so überrascht das er die gesamte Show durchgehalten hat und nicht die ganze Zeit nervös irgendwelchen Blödsinn verzapft hat, aber seht selbst. Ich hab bei lauter Freude darüber meinem Vordermann eine Schwelle auf den Hinterkopf erteilt. Absolut ausversehen natürlich. ^^ (Sorry btw)
Nebenbei gesagt haben wir uns natürlich auch das Hacker Jeopardy sowie Nougatbytes und die Security Nightmare 0x12 angeschaut. Diese Veranstaltungen darf man einfach nicht verpassen. Ebenfalls in Erinnerung geblieben ist die Lesung von Qualityland des Autors Marc-Uwe Kling. Der sich am zum Anfang seines Auftrittes für die Erfindung der Social Scoring Idee entschuldigte. Die Lesung war mega spannend weswegen ich mir nach der Veranstaltung auch das Buch sicherte. Ja man sollte eigentlich das Hörbuch kaufen da er es ja liest und ohne ihn etwas vom Witz fehlt aber ich mag nun mal Bücher lieber.
Kommen wir nun zu den Vorträgen die man auf jeden Fall gehört bzw gesehen haben sollte:
- Antipatterns und Missverständnisse in der Softwareentwicklung mit Fefe
- Dude, you broke the Future! mit dem fantastischen Autor Charles Stross
- Die göttliche Informatik / The divine Computer Science mit Rainer Rehak
- Tightening the Net in Iran mit Mahsa Alimardani
- Science is broken mit Hanno Böck
- All Computers Are Beschlagnahmt mit Kristin Pietrzyk
Das sind so die Veranstaltungen die ich gesehen habe und echt gut fand. Veranstaltungen die ich nicht so gut fand gingen über IoT-Geräte, Cryptocurrencys oder die Regulierung von autonomen Waffen. Sie waren nicht schlecht sondern ich lernte einfach durch diese Vorträge nichts.
Es gibt noch genug Vorträge, welche ich mir jetzt wahlweise beim Frühstück oder Abendessen anschaue. Man sieht sich beim nächsten Kongress. :D